Sehnsucht
Die VIER ist von einer tiefen Sehnsucht gekennzeichnet nach etwas, das
schöner ist als das, was gerade ist. Die Gegenwart ist immer irgendwie
häßlich. VIERer haben früh im Leben gelernt, sich dorthin zu begeben,
wo es schöner ist. Sie haben eine unglaublich blühende Phantasie
entwickelt. Wenn die Außenwelt häßlich wird, wissen sie, wohin sie
ausweichen können. Dort schaffen sie Dramen und Gedichte und Musik
und empfinden tiefe Gefühle.
Süße Traurigkeit
Das Gefühl, das ihnen am meisten Energie vermittelt, ist das Gefühl von
Sehnsucht oder schwermütiger Traurigkeit. Die Sehnsucht nach einer
schönen Welt verschafft ihnen die Fähigkeit, eine schöne Welt zu
kreieren. Außenstehende verstehen diese Dynamik nicht. Auf andere
wirken VIERer depressiv oder unausgeglichen oder zumindest sehr
egozentrisch. Und solange sie jung sind, sind sie tatsächlich sehr
selbstbezogen. Denn sie müssen in ihre eigene Phantasiewelt einkehren,
um Energie zu haben. Und wenn sie nicht in diese Welt hineinpassen, sind
sie für sie langweilig.
Himmelhoch jauchzend ...
Eltern sagen, daß es sehr schwierig ist, VIERer-Kinder zu erziehen, weil
sie sich ständig in ihre schönere Innenwelt zurückziehen und weil sie
fortwährend mit den eigenen Stimmungen spielen. Manchmal wirken sie
manisch-depressiv. Denn sie probieren jede Emotion aus. Sie versuchen
zu erleben, wie sich Traurigkeit anfühlt und wie sich Ekstase anfühlt.
Und wenn sie das ausprobieren, ist das jeweilige Gefühl für sie sehr real.
Etwas Besonderes
Für die VIER ist das Ritual identisch mit der Realität. Das Symbol ist
identisch mit dem Inhalt. Das Symbol und das Gleichnis sind aufregender
als die Wirklichkeit. Dadurch werden VIERer etwas ganz Besonderes.
Und das wissen sie! Das gefällt ihnen und sie kosten es weidlich aus. Denn
sie genießen es, etwas Besonderes zu sein.
Animatoren
Der Weg der VIERer zur Erlösung beginnt, wenn sie aufhören, von der
eigenen Andersartigkeit fasziniert zu sein und es lernen, ihre Kreativität
zu nutzen, um das Besondere in anderen Menschen zu sehen und
herauszulocken. Man nennt solche Leute "Animatoren" oder
"Bevollmächtigter", Leute, die das Potential anderer entdecken und
benennen und fördern. Der Schritt, andere Leute wichtig zu machen,
erlöst sie aus der Selbstkonzentriertheit.
Keine Uniformität
Die alten Kirchen in Europa zeigen, daß die Kirche in früheren Jahren den
Gaben der VIER eine große Wertschätzung entgegengebracht haben
muß. Damals, als Uniformität und Rationalismus weniger gefordert
waren, müssen sich VIERer in der Kirche sehr glücklich gefühlt haben.
Heutzutage fühlen sich VIERer in der Kirche nicht zu Hause - es sei
denn, man erlaubt ihnen, schöne Gottesdienste zu gestalten. VIERer
haben einen natürlichen Zugang zum Sakramentalen, weil für sie das
Symbol wichtiger ist als die Substanz.
Tiefe Gefühle
Die erlöste VIER ist in der Lage, die große Bandbreite ihrer Emotionen
zu konzentrieren, um mit einigen wenigen Gefühlen in die Tiefe zu gehen.
Das macht zum Beispiel den Unterschied zwischen einem Möchtegern-
Künstler und einem großen Künstler aus. Erlöste VIERer hören auf, mit
Gefühlen herumzuspielen und fangen an, wirklich zu fühlen. In diesem
Stadium haben sie eine Menge mitzuteilen. Denn sie haben eine
Sensibilität, die anderen abgeht. Aber sie müssen aufhören,in die eigene
Empfindsamkeit verliebt zu sein. Das heißt: Sie müssen an einem Punkt in
die Tiefe gehen. Sie müssen ein Gefühl durch alle Stadien hindurch
fühlen, anstatt immer mehr Agonie und Ekstase anzusammeln.
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