Erdrückende Liebe
Die ZWEI hat irgendwann geglaubt, sie würde geliebt, wenn
sie selbst liebt: "Wenn ich dir dienen kann, wirst du mich
lieben!" Deshalb suchen ZWEIer Sicherheit in der Welt der
Liebe. Sie gehen durchs Leben und kaufen Liebe. Sie sorgen
dafür, daß du sie lieben mußt. Sie schmeicheln sich ein: "Ich
werde dich auf eine Weise lieben, daß du mich nicht nicht lieben
kannst! Und wenn du mich dann immer noch nicht liebst, wirst
du dich schuldig fühlen!" Dabei merken sie selbst nicht, wieviel
Druck und Schuldgefühle sie vermitteln. Aber alle, die zur
Umgebung einer ZWEI gehören, spüren diese ständige stumme
Erwartung. Wir wissen immer, daß dieser Mensch noch mehr
Zuwendung erwartet und auf mehr Reaktion aus ist.
Helfer der Welt
ZWEIer sind die Liebenden, die Diener und Helferinnen der
Welt. Diese Liebe nimmt viele verschiedene Gestalten an.
ZWEIer sind auch die KoAbhängigen dieser Welt. Wenn man
von einem Ko-Abhängigen geliebt wird, muß man eines Tages
dafür bezahlen. Denn da gibt es immer eine Hinterabsicht, die
sogar der ZWEI selbst verborgen ist. An dieser Liebe ist ein
Angelhaken befestigt und ein Bindfaden. Wenn die ZWEI das
selbst erkennt, beginnt sie, frei zu werden.
Eigene Bedürfnisse
Die ZWEI trägt in sich ein tiefes Schamgefühl. Schon früh
entdecken ZWEIer, wie bedürftig sie sind und wollen um
keinen Preis, daß irgend jemand erfährt, wie tief diese
Bedürftigkeit ist und wie sehr sie andere brauchen. Deshalb
operieren sie indirekt. Sie erfüllen sich ihre Bedürfnisse oft im
geheimen. Darin werden sie Meister. Sie geben wirklich viel.
Aber heimlich führen sie Buch darüber. Sie verschicken
unzählige Weihnachtskarten und führen eine innere Liste, wer
ihnen eine schickt.
Schokoholiker
Wenn sie es eines Tages satt haben, daß andere sie nicht so
zurücklieben, wie sie selbst andere lieben, beschließen sie:
"Ich verdiene eine Belohnung!" Sie belohnen sich selbst auf
sehr reale, wenn auch oft heimliche Art. Oft sind sie
Schokoholiker. Sie müssen sich Süßes holen, nachdem sie soviel
Süßes weggegeben haben. Aber manchmal schämen sie sich
dafür und verstecken die Schokolade unter dem Bett. Oft
gehen sie in ein Geschäft und kaufen sich etwas, was sie
eigentlich gar nicht brauchen. Aber sie schämen sich dieser
Bedürfnisse.
Selbstbild
Es ist wichtig, daß ZWEIer der Tatsache ins Auge sehen, wie
tief ihre Bedürftigkeit und ihre Scham ist, damit ihre Liebe
mehr ans Licht kommt und ehrlicher wird. Sie müssen lernen,
über ihre übertriebene Bedürftigkeit zu lachen. Wenn sie
erkennen, daß ein Großteil ihrer Liebe unehrlich gewesen ist, ist
das eine zutiefst demütigende Erfahrung. Ich habe bei
ZWEIer mehr als bei allen anderen erlebt, wie sie
hemmungslos geweint haben, als ihnen ihr Muster klar wurde.
Denn ihr Selbstbild ist immer gewesen: "Ich bin die Liebe in
Person!" Wenn ihnen dieses Bild plötzlich genommen wird,
zerreißt sie das fast.
Demut
Hier sieht man, was es mit ihrer Sünde, dem Hochmut, auf sich
hat und was für sie der Weg in die Demut bedeutet. Sie
müssen an den ernüchternden Punkt kommen, wo sie begreifen:
"Ich bin selbst gar nicht liebesfähig. Ich muß mich
zurücknehmen und zulassen, daß Gott durch mich liebt." Wenn
sie das lernen, werden sie sehr demütige Werkzeuge der
Liebe. Aber zunächst müssen sie die eigenen Angelhaken
erkennen und loslassen. Das ist eine heroische Bekehrung für
eine ZWEI. Wenn eine ZWEI aufhört aufzurechnen, ist sie
frei.
Wunderbare Freunde
Die Gabe der Herzlichkeit ist zugleich die Falle der ZWEI. Es
dauert sehr lange, bis das Herz geläutert ist. Am einfachsten
läßt sich der Erlösungsweg einer ZWEI vielleicht so
beschreiben: Es geht um die Läuterung der Gefühls- und
Beziehungswelt. Wenn eine ZWEI diesen Weg geht, wird sie
überaus liebesfähig. Solche Menschen sind wunderbare
Freunde.
Manipulation erkennen
Aber auch wir anderen müssen darauf achten, daß wir die
ZWEIer nicht unsererseits manipulieren. Sie sind nicht nur
manipulierend, sondern auch sehr manipulierbar. Wir alle
wissen das und nutzen es weidlich aus. Wir wissen, daß wir zu
einer ZWEI nur sagen müssen: "Ich brauche dich!" - und schon
wird sie springen. ZWEIer wissen sogar, daß sie das tun.
Deshalb hassen sie sich anschließend dafür. Und dich hassen sie
auch, weil sie wissen, daß du sie ausnutzt. Auch wir anderen
müssen in der Beziehung zur ZWEI bekehrt werden, denn es
handelt sich um eine Ko-Abhängigkeit. Wir profitieren von den
ZWEIern und wollen gern, daß sie so bleiben wie sie sind.
Deswegen müssen wir uns ebenfalls aus diesem Spiel
verabschieden. Vor allem in Ehen ist es oft der Partner der
ZWEI, der das nicht will. Denn es ist ja auch bequem, daß dich
dieser Mensch von hinten und vorne bedient.
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