Schade eigentlich, jetzt kommt ...

Koni Rohner, Psychologe FSP:

Das Enneagramm ist eine Typen- lehre, die es ermöglicht, die Menschen in verschiedene Charaktere einzuteilen. Wieso nicht damit beginnen, Ihr psychologisches Verständnis zu vergrössern, solange Sie nicht bei einer blossen Einteilung stehen bleiben?

Typologien oder Charakterlehren haben eine lange Tradition, denn durch sie lässt sich die unendliche Vielfalt des Lebens ordnen. Das kann die Menschenkenntnis verbessern und grundsätzlich helfen, auch sich selber besser zu verstehen. Vor allem Letzteres scheint schon immer Sinn des Enneagramms gewesen zu sein.

Das Schema, das die Menschen in neun verschiedene Grundtypen einteilt, soll über 2000 Jahre alt sein und stammt aus der Weisheitstradition der Sufis, der Mystiker des Islam. Es diente den spirituell Suchenden im Mittelalter als Werkzeug zu grösserer Selbsterkenntnis. Seine Anwendung hat, ausgehend von den USA, seit den achtziger Jahren eine weite Verbreitung erfahren – sowohl in der humanistischen Psychologie als auch unter Jesuiten und Franziskanern. Es stellt eine Verbindung zwischen Psychotherapie und Spiritualität her.


Der ganze Bericht von ihr ist hier zu lesen.

Gerade dachte ich:
Ein Lob ist kaum etwas wert - ohne auch getröstet zu werden.

Das Enneagramm - Typ EINS

Vollkommenheit

Irgendwann in ihrer Kindheit haben EINSer die Überzeugung gewonnen, daß nur Vollkommenes liebenswert ist. Man muß das Recht, geliebt zu werden, verdienen. Es ist für EINSer schwer sich vorzustellen, daß Unvollkommenes und Gebrochenes Liebe verdient. Aber genau diese Erfahrung ist es, die ihnen zum Durchbruch verhilft: bedingungslose Liebe. Das können sie nicht glauben. Man kann sehen, wie sich Paulus und Martin Luther damit rumschlagen, weil sie beide EINSer sind.

Unvollkommenheit
Die EINS ist fortwährend von der Realität enttäuscht, weil sie immer hofft: Jetzt kommt endlich mal was Vollkommenes! Aber bei näherem Hinsehen stellt sich heraus: Auch das ist es nicht. Diese Enttäuschung verdichtet sich zu Wut. Es ist nicht die Wut auf irgend etwas Bestimmtes, sondern ein gestaltloser, universeller Ärger, der Ärger über die Unvollkommenheit der Welt.

Zorn
Dieser Zorn versorgt sie mit einer Menge Energie für den Versuch, die Welt zu verbessern. Aber es ist aggressive Energie. Alle tun oft das Richtige aus den falschen Motiven. Das zu entdecken, ist sehr demütigend! Gott benutzt unsere Sünden für Gottes Ziele. Deswegen kann sich "kein Fleisch vor Gott rühmen", wie Paulus sagt.

Hehre Ideale
Die Wut der EINS sieht nicht aus wie Wut. Auf den ersten Blick wirkt sie wie Idealismus oder Eifer. Sie wirkt wie eine Tugend. Und diese Wut ist nicht nur für andere verborgen, sondern auch für die EINS selbst. EINSer sind in der Regel überrascht, wenn sie herausfinden, daß ihre Sünde der Zorn ist. Andere sehen es in der Regel eher als sie selbst. Sie sind überzeugt, daß sie hohe Ideale und edle Ziele verfolgen. Es ist für sie sehr schwer zuzugeben, daß das nur ihre hehren Ideale sind und nicht unbedingt objektiv edle Ziele. Das müssen sie zunächst einmal erkennen, wenn sie barmherzig werden wollen.

Schnelle Urteile
Tief in der EINS befindet sich ein tiefer Strom von Ärger, den sie nicht erkennt oder zugibt. Dieser Strom führt dazu. daß EINSer schnelle Urteile fällen. Das geht so schnell, daß sie selbst nicht merken, daß sie schon wieder ein Urteil gefällt haben. Diese schnellen Urteile verdichten sich schließlich zu einem Dauerzustand von Groll. Das läuft blitzschnell ab: Ärger - Urteil Groll. Ärger - Urteil - Groll. Deshalb müssen sie im ersten Moment zupacken, wenn der Ärger auftaucht. Nur so können sie den Teufelskreis durchbrechen. Sie müssen erkennen, wie tief und konstant diese Wut ist. Und sie müssen aufhören, sie anders zu nennen, wie zum Beispiel "Wahrheit" oder "Gerechtigkeit". Sie müssen einfach zugeben, daß sie verdammt wütend sind. Das fällt ihnen sehr schwer, weil Musterkinder nicht wütend sind.

Musterkinder
Das Selbstbild, von dem die EINS abhängig ist, lautet: "Ich bin ein braves Kind!" Denn sie mußten Musterkinder sein, um entweder die Liebe ihrer Eltern zu bekommen oder um sie nicht zu verlieren. Sie dürfen sich z.B. nicht zugestehen, egoistisch zu sein. Deswegen muß sich ihr Egoismus verkleiden. Sie erlaube sich nicht, eigenen Gefühle wahrzunehmen, sondern fühlen, was sie fühlen sollen. Deswegen sind ihre Gefühle versteckt - sogar für sie selbst.

Heitere Gelassenheit
Eine EINS muß ihre wahren Gefühle und ihre eigene Sicht der Wirklichkeit erst entdecken. Das ist sehr schwer, weil das alles ständig von Geboten und Verboten überlagert und unterdrückt wird. Die EINS muß aufhören, Urteile zu fällen, vor allem moralische Urteile. EINSer sind besessen von moralischen Urteilen. Alles muß gut oder böse sein, verdienstlich oder sündig. Wenn sie es lernen, Dinge einfach sein zu lassen, wie sie sind, wenn sie lernen, zu sehen, bevor sie urteilen - dann gelangen sie zu einer wunderbaren heiteren Gelassenheit.

Harmonie
Wenn es gut geht, gelingt es ihnen am Ende besser als allen anderen, Zorn zu überwinden und zu verwandeln. Irgendwann sind sie von ihrer Wut und ihrem angestrengten Ernst derart müde, daß ihr innerer Friede ihre größte Gabe werden kann. Die erlöste EINS hat einen ausgesprochenen Sinn für Harmonie und Ausgewogenheit.

Wahrheit
Normalerweise hält man EINSer für sehr vernünftige Leute. Denn ihre Urteile erlauben ihnen, jeweils beide Seiten zu sehen. Aber sie müssen aufhören, ständig zu urteilen. Sie müssen aufhören, der eigenen Wut zu glauben. Sie müssen aufhören zu meinen, daß ihre Urteile wirklich auf die Wahrheit zielen. Anstelle von "alles oder nichts" müssen sie "sowohl als auch" zulassen. Das ist erlösend für eine EINS.

Nun kam das Enneagramm von einer anderen Seite auf uns zu - nach Gurdjieff jetzt durch unser Thema "Charakter und Persönlichkeit". Was bleibt zu erkennen ist wohl, das Thema aufzugreifen. Vor drei Jahren versuchte ich im Freigeisterhaus mit dem Thema eine Diskussion zu starten, was fehlschlug, aber die Dateien, die ich mir damals anlegte, existieren trotz einiger Computerabstürze immer noch. Die Texte stammen von dieser Seite.


Das Enneagramm


Typ 1

Typ 2

Typ 3

Typ 4

Typ 5

Typ 6

Typ 7

Typ 8

Typ 9


Da hier ein bisschen Platz ist, schreibe ich mal ein paar Kommentare, und betone, das sind persönliche Meinungen.

Ein Kind, das nur belohnt wird gegen Leistung, wird NICHT geliebt - bei Leistung wird es dann nur nicht bestraft. Das, was als Belohnung bezeichnet wird, kommt nicht von Herzen - es ist ein Deal, ein kalter, rein kaufmännischer Akt.

Zorn ist keine Sünde. er ist das gute Recht eines Menschen, der in der Kindheit misshandelt wurde. Zorn ist Ausdruck einer Verletzung, und bietet die Chance, daran arbeiten, sie heilen zu können.

"Musterkinder", das ist ja ein sehr schönes Wort. Ja, das sind gar keine Kinder, das sind "Muster ihrer Eltern", denen es mit gemeinsten Methoden abgewöhnt wurde, sie selbst, authentisch zu sein.

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13. Februar 2009

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